The Vampires Night Orgy

Italien | Spanien, 1973

Originaltitel:

La orgía nocturna de los vampiros

Alternativtitel:

A Orgia Noturna do Vampiro (BRA)

L'orgia notturna dei vampiri (ITA)

Grave Desires (USA)

Orgy of the Vampires

Regisseur:

León Klimovsky

Inhalt

In einem Überlandbus befindet sich eine Anzahl von Reisenden, die alle dasselbe Ziel haben, das Städtchen Bojoni, wo Arbeitsplätze auf sie warten. Doch auf dem Weg dorthin erleidet der Busfahrer einen tödlichen Herzinfarkt. Man bettet den toten Fahrer auf die Rückbank und man setzt die Reise fort. Bis nach Bojoni sind es allerdings noch 110 km, da scheint es den Reisenden sinnvoller, in dem laut einem Straßenschild nur 10 km entfernten Dorf Tolnio zu übernachten.

 

Dort angekommen, flackert im Kamin des Dorfgasthofes ein Feuer, Betten stehen bereit, aber das Dorf scheint menschenleer. Dies bestätigt ihnen auch der amerikanische Tourist Luis (Jack Taylor), der eine Stunde vor ihnen in Tolnio angekommen ist. Am nächsten Morgen sieht die Sache aber anders aus, das Dorf ist belebt, und der Bürgermeister erklärt den Reisenden, die gesamte Bevölkerung habe die Nacht auf dem Friedhof verbracht, um einem der Ihren auf seiner letzten Reise beizustehen.

 

Der Bürgermeister erwähnt auch die Gräfin (Helga Liné), die wohl für das ganze Dorf zu sorgen scheint und von den Bewohnern verehrt wird. Als die Reisegruppe das Dorf verlassen will, funktioniert der Motor des Busses ebensowenig wie Luis Wagen und man bietet ihnen kostenlose Unterbringung und Verpflegung an, bis Ersatzteile besorgt werden können. Der Anfang eines Albtraums, denn die Dorfbewohner sind geisterhafte Bluttrinker, füttern ihre Gäste mit Menschenfleisch und dienen einer Vampirin.

Review

Regisseur León Klimovsky stammt eigentlich aus Argentinien, wo der gelernte Zahnarzt 1929 auch den ersten Filmclub des Landes gründete. Sein filmisches Schaffen begann wie bei so vielen mit Kurzfilmen, bevor er 1948 seinen ersten abendfüllenden Spielfilm „El jugador“ – basierend auf Dostojewskis „Der Spieler“ – drehte. In den fünfziger Jahren emigrierte er nach Spanien, wo sein erster Film der bisher nicht wieder aufgetauchte „Miedo“ (1956), nach einem Drehbuch des bis dato noch völlig unbekannten Jesús Franco, wurde. Erste Kontakte mit dem düsteren Thriller gab es in dem 1964 gedrehten „Ella y el Miedo.“ Nach einer Reihe von Western, Abenteuer- und Kriegsfilmen verlegte er 1971 mit „Nacht der Vampire“ (La noche de Walpurgis) den Schwerpunkt endgültig in den Horrorbereich, wo er auch weiterhin gelegentlich mit Paul Naschy drehte.

 

„La orgía nocturna de los Vampiros“ – The Vampires Night Orgy – ist sein erster Horrorfilm der Siebziger ohne Naschy, was auch der Grund sein mag, warum es gerade dieser Film nie nach Deutschland geschafft hat. Und das ist verdammt schade. Klimovsky ist hier ein sehr atmosphärischer Film gelungen, der seinen Grusel aus einer Vielzahl von Zutaten bezieht. Ein einsames Dorf, scheinbar außerhalb der Realität, gefüllt mit bluttrinkenden, fast zombiehaften Bewohnern, die einer geheimnisvollen Gräfin dienen, die ein Vampir zu sein scheint. Um die verirrten Touristen bewirten zu können stapft ein furchteinflößender Riese (Fernando Bilbao) durchs Dorf und hackt anderen Dorfbewohnern Gliedmaßen ab, damit diese für die Gäste zubereitet werden können. Ein kleines Mädchen freundet sich wiederum mit einem Geisterjungen an. Und so geht es weiter, Fans von innerer Logik werden angesichts der kompletten Abwesenheit derselben voll auf ihre Kosten kommen. Und natürlich darf es auch trotz weitgehend beständiger Atmosphäre keinesfalls an der typischen Klimovsky’schen Naivität fehlen, die dem Zuschauer gelegentlich ein kopfschüttelndes Schmunzeln entlockt.

 

Eine sehr kuriose Erfahrung ist die musikalische Vertonung, und obwohl kein Komponist genannt ist, tippe ich mal auf Juan Carlos Calderòn, welcher im selben Jahr die Musik für Klimovskys „Die Rebellion der lebenden Leichen“ gemacht hat. Hier in „The Vampires Night Orgy“ beginnt er mit swingigem Jazz, doch bevor das Ganze in Fluss kommt, erst mal recht unvermittelt ein Schlagzeugsolo mittendrin. Desweiteren ebenfalls sehr seltsame experimentelle Synthie-Sounds, absolut cheesigen Swing bei den Szenen mit den Kindern und ein Kiss-Me-kiss-Me-Song bei der Sexszene zwischen der Gräfin und einem der Touristen. Die Charaktere des Films sind gut gezeichnet, seltsamerweise gibt es aber gerade von den Headlinern Jack Taylor, Danik Zurakowska und Helga Liné nichts übermäßig Erwähnenswertes zu berichten.

 

Nachdem man sich lange Zeit mit VHS-Rips eines Public Domain-Desasters - bei dem man gerade in den Nachtszenen kaum etwas erkennen konnte - rumquälen musste, erschien „The Vampires Night Orgy“ im Frühjahr 2016 bei Code Red in den USA auf Blu-ray, und das in einer Abtastung, die dem Zuschauer ein schönes Grindhouse-Feeling verschafft. Das Bild ist natürlich deutlich schärfer als bei vorherigen Kopien und die Nachtszenen klar, das Ganze ist aber nach wie vor mit einem Rotstich behaftet und gelegentliche Verschmutzungen der Negative hat man da belassen wo sie hingehören. Gerade in den Nachtszenen gibt diese Mischung aus Tiefblau und Rotstich eine interessante Optik.

 

Unbedingt ansehen, wer diesen Film noch nicht kennen sollte.

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