Esclava del placer (ESP)
Der nicht gerade erfolglose Künstler David (Pier Paolo Capponi) verweigert seiner angetrauten Frau Valeria (Barbara Bouchet) aus Angst vor möglichen väterlichen Folgen die ehelichen Pflichten. Das dies nicht ohne Folgen bleiben kann und deshalb Valeria in exzessive Rauschzustände der Wollust treibt, bleibt selbigem natürlich nicht lange verborgen. Als dann selbst Davids Bruder für einen Seitensprung herhalten muss, landet sie in der Psychiatrie und der Wahnsinn beginnt erst richtig...
Brunello Rondi ist dem geneigten Italophilen erst einmal durch seinen schaurig schönen "The Demon" (Il demonio) aus dem Jahre 1963 bekannt. In beklemmenden schwarz/weiß-Bildern treibt er die Schauspielerin Daliah Lavi, in der Rolle der Hexe Purif, zu einer darstellerischen Höchstleistung. Parallelen werden nicht nur Drehort bedingt zu Florinda Bolkans Glanzleistung in Lucio Fulcis meisterhaftem Giallo "Don't Torture a Duckling" (Non si sevizia un paperino, 1972) wach.
Doch Rondi verstand es auch Barbara Bouchet in selten dagewesene Sphären zu hieven. In "Valeria dentro e fuori" (1972) darf sie endlich einmal zeigen was sie wirklich kann, weitaus mehr nämlich als barbusig durch die Gegend zu scharwenzeln um vom nächstmöglichen Killer mit schwarzen Handschuhen dahingerafft zu werden. Sie fährt die komplette Palette aller möglichen Emotionen auf und bringt sich weiter und weiter zur körperlichen und geistigen Erschöpfung. Eine Rolle die Bärbel Bouchet alles abverlangt, in der sie aber auch alles gibt. Sie selbst ist zu Recht mehr als Stolz auf diese Rolle, schade das es der Film damals nicht in unsere Kinos geschafft hat.
In der Psychiatrie gibt es buntes Stelldichein mit allerlei bekannten Gesichtern: Claudio Gora mimt den irren Baron, Erna Schurer wird als Evi zu Valerias Gespielin und Umberto Raho verkörpert einmal mehr einen Menschen im weißen Kittel.
Unterstützt wird das wilde Treiben durch einige schöne, ausgefallene, Stellenweise fast schon psychedelische Kameraeinstellungen von Claudio Racca und der klassischen Musik von Franco Bixio, der später im Trio mit Fabio Frizzi und Vince Tempera noch für einige unvergessliche Soundtracks sorgen sollte. Schade das der Film derzeit nur in einer stark im Bildformat beschnittenen italienischen TV-Aufnahme verfügbar ist...
Brunello Rondi ist ein Regisseur den es zu entdecken und zu verehren gilt. Schade das er bereits 1989 von uns gegangen ist.
PS: Freud hätte der Film wohl auch sehr gefallen.
Neuste Kommentare
Gerald Kuklinski
26. Juli, 2022 | #
Danke für die Info :-)
Stephan
19. Juli, 2022 | #
Bezüglich der deutschen VHS: Keine Ahnung, ob's verschiedene Auflagen gibt, aber meine läuft 105 Minuten (wie die spanische DVD),...
Stephan
19. Juli, 2022 | #
Hallo Gerald,
falls Du von der geplanten Dorado-BD tatsächlich nochmal was hörst, wäre es toll, wenn Du es hier kund tust. Ich hab...
Jan
15. Februar, 2022 | #
@Richard: Ihr wurde aus dem Nichts heraus eine Weltkarriere zu Füßen gelegt, aber sie stand sich selbst im Weg. Guy Hamilton...
Thomas Hortian
21. Januar, 2022 | #
Gerade gesehen, in der neuen deutschen Synchro (die man als passend und deshalb gelungen betrachten kann), hat mir richtig gut gefallen....
Stephan
29. September, 2021 | #
"Adrian Hoven (...), der just in Berlin zusammen mit Schauspieler Michel Lemoine die Aquila Film gegründet hatte."
Mit Aquila hatte...