Two Sons of Ringo

Italien, 1966

Originaltitel:

I due figli di Ringo

Alternativtitel:

Los dos hijos de Ringo (ARG)

Os Dois Filhos de Ringo (BRA)

Kamera:

Tino Santoni

Inhalt

Der berüchtigte Revolvermann Ringo ist im kleinen Nest Asta Nueva verstorben, hat aber ein beträchtliches Vermögen hinterlassen, nur bedauerlicherweise keine Erben. Da riechen die beiden kleinen Gauner Franco und Ciccio ihre Chance auf das große Geld und geben sich als Ringos Söhne Django und Gringo aus. Mit der Hilfe des Kopfgeldjägers Joe müssen sie sich von nun an mit jeder Menge finsteren Typen herumschlagen, die ebenfalls scharf auf die Kohle sind.

Review

"I due figli di Ringo" ist eine weitere Komödie des beliebten sizilianischen Duos Franco Franchi und Ciccio Ingrassia und zudem bedauerlicherweise der letzte Film von Regisseur Giorgio Simonelli, der noch im selben Jahr verstarb. Aus diesem Grund musste Regieassistent Giuliano Carnimeo die Dreharbeiten zu Ende führen. (1) Simonelli war in den 1960’ern bis zu seinem Tod 1966 sowas wie der Stammregisseur von Franco und Ciccio und drehte so nicht weniger als neun Filme mit dem Komiker-Duo, darunter auch drei Western. Neben "I due figli di Ringo" waren dies "Due mafiosi nel Far West" (Zwei Mafiosi im Wilden Westen) und "I due sergenti del generale Custer" (Herr Major, zwei Flaschen melden sich zur Stelle).

 

Giorgio Simonellis "I due figli di Ringo" handelt von zwei nicht gerade hellen Kumpels, die sich mit diversen Betrügereien durchs Leben schlagen. Dabei haben sie vor allem einen ganz besonderen Trick perfektioniert. Franco reitet wild um sich schießend in eine Stadt ein und verängstigt so die gesamte Bevölkerung. Kurz danach trifft auch Ciccio ("Sono un bountykiller, amigos.") in der Stadt ein und fordert den vermeintlichen Killer zum Duell, welches er natürlich auch für sich entscheidet. Für die Befreiung der Stadt von diesem Ungeziefer fordert Ciccio dann eine Belohnung ein, die er in Form von Geld und Naturalien auch ausbezahlt bekommt. Eines Tages kommt ihnen allerdings ein echter Kopfgeldjäger in die Quere, dem das Treiben der beiden Komiker so gar nicht gefällt. Anstatt die beiden einfach umzulegen schlägt er ihnen ein lukratives Geschäft vor. Sie sollen sich als die Söhne des gerade verstorbenen Revolvermannes Ringo ausgeben umso an dessen Erbe zu kommen, welches immerhin stattliche 100.000 Dollar ausmacht. Bevor sie an das Geld kommen müssen die beiden aber jede Menge Abenteuer bestreiten.

 

In dem Städtchen Asta Nueva versuchen Franco und Ciccio, unter ihren Tarnnamen Django und Gringo, die harten Männer zu markieren, was ihnen allerdings nicht so recht gelingen mag. Wie Franco Ivano Staccioli im Saloon zur Weißglut bringt ist allerdings richtig klasse. Der schäumt richtig vor Wut. Dass sie trotzdem bald einen guten und berüchtigten Ruf genießen haben sie ihrem Geschäftspartner Joe zu verdanken, der ihnen ständig aus ihren diversen Schlamassel heraushilft. Gespielt wird Joe von George Hilton, der in den Folgejahren zu einem der ganz großen Genrestars aufsteigen sollte. Hilton wirkte ein Jahr zuvor bereits in dem Franco und Ciccio-Streifen "Due mafiosi contro Goldfinger" (Zwei Trottel gegen Goldfinger) mit, und zwar als 007. In "I due figli di Ringo" sieht er aus wie Clint Eastwoods Mann ohne Namen aus Sergio Leones "Per un pugno di dollari" (Für eine Handvoll Dollar). Bei ihrer ersten Betrügerei, die etwas weiter oben bereits beschrieben wurde, parodieren Franco und Ciccio Clint Eastwood und Lee van Cleef aus Leones "Per qualche dollaro in più" (Für ein paar Dollar mehr). Kopfgeldjäger Ciccio hat sogar Mortimers berühmte Waffentasche am Sattel seines Pferdes.

 

Franco und Cicco geben ein gut harmonierendes Team ab. Während Ciccio der ruhige, gelassene und intelligente von beiden ist, ist Franco der nervöse und strohdoofe Teil des Duos. Die Grimassen und das nervöse Herumgezappel eines Franco muss man allerdings ertragen können, das ist streckenweise schon etwas nervig. In Asta Nueva müssen sich Franco und Ciccio nun mit einem Haufen dubioser Gestalten herumschlagen. Zu Beginn machen ihnen vor allem die Männer des Saloonbesitzers, dargestellt von Guido Lollobrigida, das Leben schwer. Franco muss mit Staccioli gleich einmal ein besonders fieses Kartenspielchen spielen, bei dem man so einige Körperteile verlieren kann. Obwohl Franco dabei seinen Kopf verliert, im wahrsten Sinne des Wortes, kann er ihn schlussendlich noch aus der Schlinge ziehen, mit Joes Unterstützung versteht sich. Staccioli trägt anstelle einer linken Hand einen Haken, der von Franco zu so einigem missbraucht wird, unter anderem zum Aufhängen eines Bierglases. Neben Staccioli gehören noch Giovanni Scratuglia, als Jack lo sprizzo, und Dino Strano zu Lollobrigidas Schlägertrupp. Scratuglia erinnert hier, und auch in ein paar anderen Filmen, in seinem Aussehen und seiner Verhaltensweise ein wenig an Terence Hill in seinen Komödien. Aber vielleicht macht das auch nur der Hut. Den Bürgermeister von Asta Nueva verkörpert der großartige Umberto D’Orsi, der später noch häufiger mit Carnimeo zusammenarbeiten sollte, allerdings mit erheblich mehr Körperfülle als bei diesem Streifen. Als Sheriff ist Muskelprotz Mimmo Palmara zu sehen, der die Jungs gleich mal als große Helden feiert, da sie Lollobrigidas vier Schläger umgelegt haben, zumindest denkt er das.

 

Um nun aber an das Erbe ihres angeblichen Vaters zu gelangen müssen sie den berüchtigten und brutalen Banditen El Indio schnappen, der von Ignazio Spalla perfekt verkörpert wird. Das läuft allerdings nicht wie geplant und sie geraten schnell in die Hände von Indio. Wunderbar ist hier das erste Aufeinandertreffen von Franco und Ciccio mit dem mexikanischen Banditenboss (Indio: "Ihr seid also die Söhne von Ringo." – Franco: "Nein Signore, das ist nur Werbung"). Indio benützt die beiden Trottel ebenso wie Joe und versucht mit ihrer Hilfe die Bank von Asta Nueva auszurauben. Das Vorhaben gelingt auch nur landen Franco und Ciccio als Verräter im Knast. Kurz bevor der Galgen auf sie wartet bietet ihnen ausgerechnet der Bürgermeister die Gelegenheit zu fliehen. Er lässt sie aus dem Knast wenn sie sein Auto nach Mexiko kutschieren. Franco und Ciccio lassen sich das natürlich nicht zweimal sagen und machen sich mit zwei hübschen Mädels im Schlepptau auf ins gelobte Land Mexiko.

 

"I due figli di Ringo" war nach "I due figli di Trinità" (Zwei Trottel im Wilden Westen) mein zweiter Film mit dem Duo Franco Franchi und Ciccio Ingrassia und der Film war doch tatsächlich ziemlich unterhaltsam. Verantwortlich dafür ist vor allem die gute Inszenierung von Simonelli, die mit einigen guten Szenen aufwarten kann. Dazu zählt vor allen Dingen das fingierte Duell zu Beginn, oder auch das Versteck die Leichen Spielchen. Dazu gesellen sich noch ein paar gute Ideen, wie etwa das ganz spezielle Kartenspiel, und ein hervorragender und abwechslungsreicher Soundtrack von Piero Umiliani, der teilweise richtiges Westernflair verbreitet. Es handelt sich hier meiner Meinung nach möglicherweise sogar um den besten Westernscore von Umiliani. Hinzu kommt ein witziger und nett animierter Vorspann, der ein flottes Titelliedchen vorzuweisen hat, welches die Geschichte des mutigen Duos Django und Gringo besingt.

 

Aufgrund seiner Krankheit konnte Simonelli den Film nicht zu Ende drehen und so stieg Giuliano Carnimeo vom Assistenten zum hauptverantwortlichen Regisseur auf. Carnimeo arbeitete bereits zuvor bei einigen Franco und Ciccio Komödien mit Simonelli zusammen. Vielleicht stammt daher auch die Vorliebe Carnimeos für komödiantische Stoffe. Für Carnimeo war Simonelli auch ein unterschätzter Regisseur, dessen Stärke vor allem die Beherrschung der technischen Seite war. Außerdem hatte Simonelli immer den ganzen Film im Kopf und verschenkte so keinen Meter Film. Eine produktive Arbeitsweise war auch nötig bei drei bis vier Filme pro Jahr. Außerdem mochten die jeweiligen Produzenten diese Arbeitsweise, schließlich konnte so das Budget und die Drehzeit immer eingehalten werden. (2) Mit einem Einspielergebnis von knapp 800.000.000 Millionen Lire war der Streifen auch an den Kinokassen recht erfolgreich, wenn er auch nur Platz sechs in der Westernrangliste des Duos einnimmt (3). Am Erfolgreichsten war 1964 "Due mafiosi nel Far West" mit über 1,1 Milliarden Lire. (4)

 

Giorgio Simonelli und Giuliano Carnimeo schufen mit "I due figli di Ringo" eine überaus unterhaltsame Westernkomödie, die mir überraschenderweise sehr viel Spaß bereitet hat. Den allzu besten Ruf genießen die Filme von Franco und Cicco ja nicht gerade, aber dieser Streifen macht durchaus Lust auf mehr. Genug Filme des Duos gäbe es ja. Punkten kann "I due figli di Ringo" vor allem durch eine gute Inszenierung, einer hervorragenden Besetzung und einem ordentlichen Soundtrack sowie ein paar wirklich witzigen Momenten. Wer also einmal einen Franco und Ciccio Film sehen möchte sollte sich diese unterhaltsame Komödie zu Gemüte führen. Es gibt allerdings keine deutsche Synchronisation, dafür dürfte es allerdings eine englische Sprachfassung geben.

 

(1) Giusti, Marco: Dizionario del Western All'Italiana. Milano, Arnold Mondadori Editore S.p.A. S.165
(2) Giusti, Marco: Dizionario del Western All'Italiana. Milano, Arnold Mondadori Editore S.p.A. S.165
(3) Fisher, Austin: Radical Frontiers in the Spaghetti Western. Politics, Violence and Popular Italian Cinema. New York, I.B. Tauris, 2011. S.221
(4) Fisher, Austin: Radical Frontiers in the Spaghetti Western. Politics, Violence and Popular Italian Cinema. New York, I.B. Tauris, 2011. S.220

Kommentare (2)

  • Gerald Kuklinski

    Gerald Kuklinski

    20 Mai 2016 um 12:29 |
    Lucio Fulci erzählte in einem Interview - zu finden auf der US-Veröffentlichung von "Touch of Death" (Audiokommentar) - Folgendes: Giorgio Simonelli sei aufgrund seiner Krankheit nicht in der Lage gewesen, den Dreh überhaupt anzutreten. Er selbst, Fulci, sprang ein. Da die Beiden gut befreundet waren, habe ihn Simonellis Tod dann schwer getroffen, und man habe ihn auch während des Drehs im Unklaren über die Schwere von Simonellis Krankheit gelassen. Da der Film kein Projekt von Fulci hewesen war und er nur das Drehbuch nachgefilmt habe - ohne irgendwelche Änderungen - habe Fulci bewusst auf den Regiecredit verzichtet. Offiziell sollte "I due figli di Ringo" somit für das Kinopublikum Giorgio Simonellis letzter Film werden. So Fulcis Version der Geschichte.

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  • nerofranco

    nerofranco

    21 Mai 2016 um 17:42 |
    Das ist interessant, das höre ich jetzt zum ersten Mal. Ich habe die Info aus Giustis dizionario. Leider hab ich das Buch nicht hier und kann es deshalb nicht bestätigen aber ich glaube Giusti hat die Geschichte, so wie ich sie geschildert habe, aus einem Interview entnommen welches mit Carnimeo geführt wurde. Naja, solche Geschichten wer nun was gemacht hat und wie viel sind ja keine Seltenheit :)

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