Die sündigen Nonnen von St. Valentin

Italien, 1974

Originaltitel:

Le scomunicate di San Valentino

Alternativtitel:

The Sinful Nuns of Saint Valentine

The Excommunicates of San Valentino

Regisseur:

Sergio Grieco

Inhalt

16. Jahrhundert. Lucita, jung, dumm und schön, wird von ihren bösen Eltern in ein Kloster gesperrt, um sie von ihrem Stecher Esteban, ebenfalls jung, dumm und schön, fernzuhalten. Das Pärchen schmiedet Pläne, um durchzubrennen, doch Esteban wird der Ketzerei angeklagt, bevor Lucita entkommen kann. Verletzt und im Kloster St. Valentin versteckt, ist Esteban schockiert von der lasterhaften Verderbtheit der Nonnen, die, angeführt von einer dauergeilen Äbtissin, ein Lotterleben führen. Da befingert eine Nonne die andere, während Auspeitschungen, sadistische Erniedrigungen und ähnliche Geschmacklosigkeiten vollzogen werden. Die Kirche sieht das erstaunlicherweise nicht so gern und will dem Treiben ein Ende setzen (der Trailer verrät schon, wie das aussieht). Die Frage ist, ob das strunzdumme Paar dem Irrenhaus entfliehen kann, bevor die Inquisitoren sie fälschlicherweise auch bestrafen.

Review

Man weiß gar nicht, wo man mit dem Verriss anfangen soll. Sergio Grieco was sicherlich ein netter Mann, aber Drehbuch und Regie konnte er mal so gar nicht, was er beispielsweise mit seinem letzten Machwerk, dem 1977 entstandenen La belva col mitra (Der Tollwütige), eindrucksvoll zur Schau stellte. Le scomunicate di San Valentino ist keinen Deut besser. Wobei ich mich nicht einmal über die hundsmiserablen Schauspieler, die nervtötende Musik, den unglaubwürdigen Pappmaché-Kulissen und die technischen Unzulänglichkeiten in Sachen Kamera und Schnitt (alles in allem amateurhaft und willkürlich) beklagen möchte. Nein, der Punkt ist (wie beim Tollwütigen), dass der Schrott zum Steinerweichen langweilig ist. Da wollte wohl einer auf Ken Russell machen, der 1971 mit The Devils einen der besten Kirchenfilme aller Zeiten drehte, und scheiterte schon in der Konzeption an seinem künstlerischen Unvermögen. Das Drehbuch ist dramaturgisch unausgereift und holprig; es findet auch im letzten Drittel zu keiner Einheit. (Immerhin steigt in der letzten halben Stunde die Spannungskurve ein wenig an, und die Sequenz, in der die eingemauerten Nonnen langsam durchdrehen, ist gleichzeitig beklemmend und unfreiwillig komisch – der Zuschauer wird also emotional endlich etwas gefordert.) Viele Fäden werden aufgenommen und alsbald fallengelassen. Dabei soll ausgerechnet Victor Hugo (!) die Vorlage geliefert haben.  Die Basis des Ganzen ist dabei nicht uninteressant und hätte einen spannenden Film ergeben können. Die ungenutzten Chancen verärgern nachhaltig. Das schwache Skript und Griecos fahrige, einfallslose Inszenierung sorgen dafür, dass  Le scomunicate di San Valentino wirklich nur hartgesottene Nunsploitation-Fans begeistern kann.

 

Wer den Film als Komödie betrachtet, ein paar Flaschen Wein und/oder etwas Weed zur Hand nimmt und sich ein paar Freunde einlädt, kann natürlich mit den sündigen Nonnen Spaß haben. Die erste lesbische „Verführungs“-Szene nach etwa zehn Minuten ist ein witziger Fremdschäm-Moment des Trash-Kinos, menschenverachtend, homophob und dazu noch stümperhaft in Szene gesetzt. Die Folgeszene beginnt mit vier lustig kostümierten Schergen, die aussehen, als kämen sie geradewegs von einem Robin Hood-Filmset: „Wir suchen einen Mörder, einen Ketzer, der vor der Inquisition flieht.“ Die kindlich patzige Antwort des glatzköpfigen Hausmeisters (!): „San Valentino. Und warum sucht ihr ihn unbedingt hier bei uns in unserem Kloster?“ Die kurze Sequenz endet mit einem unmotivierten Lachanfall der Bösewichte, der gar wunderbar synchronisiert wurde.

 

Le scomunicate di San Valentino fand erst jetzt seinen Weg nach Deutschland, in den 1970ern fand sich offenbar kein Verleih, der ihn hierzulande auswerten wollte. Auch in Italien und im englischsprachigen Ausland war der auf Reißer getrimmte Streifen kein allzu großer Erfolg, konnte aber im Laufe der Jahre eine treue Fangemeinde generieren und sich zu einem kleinen Kultfilm mausern.

 

Das Nunsploitation-Subgenre erfreute sich hauptsächlich in den 1970ern großer Beliebtheit. Europaweit entstanden mehr oder weniger gelungene Vertreter mit zum Teil wahrlich berauschenden Titeln: Unmoralische Novizinnen, Äbtissin des Grauens, Die Nonnen von Clichy, Castigata – Die Gezüchtigte, Die Nonne von Verona (mit der blutjungen Ornella Muti), Der Nonnenspiegel, Satanico Pandemonium: La Sexorcista und der Sleaze-Klassiker Geständnis einer Nonne mit der unvergleichlich aufspielenden Anita Ekberg sind hier besonders hervorzuheben und allesamt besser als Sergio Griecos armseliger Versuch. 2010 gab es aus den Vereinigten Staaten noch einen hübschen Nachschlag mit Naked Nuns and Big Guns.

Veröffentlichungen

Die DVD von Donau Film ist prima aufgemacht und besticht mit bester Bild- und Tonqualität. Neben der neu angefertigten und auf alt getrimmten deutschen Synchronfassung gibt es auch die italienische Originalfassung zu hören. (Bei Donau Film hat man peinlicherweise Französisch und Italienisch verwechselt, so dass auf der DVD-Hülle fälschlicherweise zu lesen ist, dass man zwischen Deutsch und Französisch wählen könne.) 2007 erschien der Streifen bereits beim niederländischen Label Sodementedcinema. Als Extra kann man den Original-Trailer in seiner vollen Pracht genießen.

Links

OFDb
IMDb

 

 

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