Die Rechnung zahlt der Bounty-Killer

Italien | Spanien, 1969

Originaltitel:

La morte sull'alta collina

Alternativtitel:

A Morte Ronda a Colina (BRA)

Sin aliento (ESP)

Les pistoleros de l'Ouest (FRA)

Matar ou Não Matar (POR)

Death on High Mountain (POR)

Der Tod droben auf dem Hügel

Regisseur:

Fernando Cerchio

Kamera:

Julio Ortas

Inhalt

Der Pfarrersohn, Loring Vandervelt, ist mit den Lehren seiner streng-katholischen Erziehung nicht wirklich einverstanden. Er zockt gern am Billardtisch und verdient sich auf diese Weise ein paar Dollar, um seine Schulden zu begleichen. Als General Valiente und seine mexikanischen Desperados die örtliche Bank überfallen und 300.000 Dollar erbeuten, schlendern Loring und ein ominöser Fremder in die bleihaltige Auseinandersetzung. Da sich das Duo durch eine deutlich höhere Anzahl Gehirnzellen überdeutlich von den Halunken abhebt, jagen sie den Schwachköpfen umgehend das Geld ab. Nun wollen sie ihre Beute erst einmal sicher deponieren und abwarten bis Gras über die Sache gewachsen ist. Diese Zeit reicht allerdings selbst dem geistig limitierten Valiente, um den beiden Schlitzohren auf die Schliche zu kommen und einhergehend „seine“ Dollars zurückzufordern.

Review

„Die Rechnung zahlt der Bounty-Killer“ entstammt einer Phase, in der sich der italienische Western bereits auf einem absteigenden Ast befand. Die Antihelden waren zusehends weniger gefragt, sodass Rollenangebote und Gagen langsam, aber kontinuierlich die Tiefstmarken ansteuerten. „Leichen pflastern seinen Weg“ knallte zwar noch rein wie eine Wildsau auf Speed, aber es schien (wie Hans-Christoph Blumenberg referierte) ab diesem Zeitpunkt keine Weiterentwicklung möglich, da das Publikum einfach übersättigt war. Ungeachtet der noch folgenden Speerspitzen, die wider Blumenbergs Prognose sehr wohl zu einer Genreweiterentwicklung beitrugen, ebbte der italienische Westernoutput permanent ab und die Güteklasse dieser Produktionen tat es ebenfalls. Eines dieser schwächeren Resultate ist „La Morte sull'alta collina“, ein IW, dessen Firmierung soviel wie „Der Tod auf dem hohen Hügel“ bedeutet, woraus ein spitzfindiger (wahrscheinlich aus dem Dunstfankreis des deutschen Heimatfilms stammender) Bursche den Alternativtitel „Der Tod droben auf dem Hügel“ zauberte.

 

Fernando Cerchios dritte Westernregiearbeit bedient sich eines üblichen IW-Motivs - dem Kampf um Reichtum. Diesmal ist allerdings kein hartes Edelmetall gefragt, sondern bedruckte Bucks, eine nicht unerhebliche Geldsumme von 300.000 Dollar. Die zentralen (sich um das Geld „prügelnden“) Figuren sind der auf den jungen Westerndraufgänger abonnierte Peter Lee Lawrence als Loring Vandervelt, Luis Dávila als Francis Parker und Tano Cimarosa als General Valiente. Letztgenannter ist aus meiner Sicht eine klare Fehlbesetzung, da Cimarosa aus der dankbarsten Rolle (welche Fernando Sancho zu einer Darbietung motiviert hätte, die selbst Millwalls Hooliganlegende, Harry the Dog, zum Stiefelputzer für West Ham Supporters degradiert hätte) nahezu kein Kapital schlagen kann. Auch PLL mag nicht so recht überzeugen, zu uninspiriert wirkt sein Spiel. Zudem hält Cerchio sein Zugpferd vom Bodensee an der kurzen Leine, es bockt nicht und tippelt beinahe gelangweilt durch die staubigen Weiten von Almeria. Schaue ich mir den im selben Jahr gedrehten „Garringo - Der Henker“ an, wird mir - in Anbetracht der Show die PLL dort liefert - eine nahezu erschreckende Divergenz bewusst. Der dritte Mann im Expositionsbunde, Luis Dávila, macht hingegen einen guten Job und ist zugleich das schauspielerische Highlight eines Films, der einige Defizite offenbart.

 

Eine dieser Schattenseiten ist der von Luis Bacalov komponierte Soundtrack, was mich unangenehm überrascht, schließlich konnte Bacalov unsere Herzen und Ohren mit so vielen grandiosen Melodien, vom Genre-Kino bis hin zum Mainstream, in den Wohlführmodus manövrieren. Bei „Der Tod droben auf dem Hügel“ (je öfter ich über den Titel sinniere, desto bescheuerter finde ich ihn) liefert der Komponist jedoch viel zu fade Tondichtungen, die vereinzelnd mit einem wenig fruchtenden Underscoring assoziiert werden können. Wesentlich besser macht es der Kameramann, Julio Ortas, der anhand von halbnahen und amerikanischen Bildeinstellungen einige ansprechende Präsentationen der Protagonisten und dem landschaftlichen Hintergrund transportieren kann.

 

Die Story wirkt ebenso bescheiden wie dessen Wendungen, sodass der Film belanglos dahinplätschert - zumindest bis er die Stufen zum finalen Clou bewältigt hat, denn dann wirken alle wie von der brasilianischen Wanderspinne gestochen! Die Ereignisse überschlagen sich (natürlich ohne einen Eureka Effect zu erzeugen) in einer Manier, die mit Enzo Milionis finaler Rangehensweise innert „Die Todesbucht“ oder Jess Francos finalem Zuckerstück innert „Der Teufel kam aus Akasava“ konkurrieren kann. Ein kleines Abschlusstänzchen bei dem das Rüsseltier aus dem Feinkeramikershop einer ermüdeten Erwartungshaltung auf das Füßchen tritt, sodass diese einen Therapeuten konsultieren muss, um den eben erlebten Schock verarbeiten zu können. Bei der Gelegenheit könnte der Seelenmechaniker übrigens auch gleich die tief verankerte Message der beiden folgenden Karachozitate, die mir innerhalb der deutschen TV-Synchro besonders auffielen, ergründen. 

 

„Ich habe überlegt, die ganze Nacht, mir tut noch der Schädel weh. Ich habe mich entschlossen, alle Mann aufs Pferd.“ (General Valiente)

„Ein großes Land, unser Mexiko. Mit vielen Sombreros.“ (General Valiente)

 

Fazit: Ein bestenfalls durchschnittlicher Western, dessen humoreske Tendenzen stets in den Vordergrund schlendern, was den Lack des Vehikels allerdings eher verkratzt als aufpoliert, denn die schnittigen Kinder aus Almeria fahren besser, wenn sie den Lehren ihrer Väter – der Brutalität, der Ernsthaftigkeit und dem Sarkasmus – folgen.

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