Foltergarten der Sinnlichkeit

Italien, 1975

Originaltitel:

Emanuelle e Françoise (Le sorelline)

Alternativtitel:

Venganza de mujer (ESP)

Emmanuelle et Françoise (FRA)

Blood vengeance (GBR)

Demon rage (USA)

Emanuelle’s revenge (Int.)

Die Lady mit der Pussy Cat (Alt.)

Emanuelle - Sündhaft und verdorben (Alt.)

Deutsche Erstaufführung:

10. November 1979

Regisseur:

Joe D'Amato

Kamera:

Joe D'Amato

Inhalt

Carlo ist ein triebgesteuertes Arschloch, dessen Leben darin besteht Frauen zu benutzen und Geld auf Pferderennbahnen zu verlieren. Als er wegen einer anderen die naive Françoise aus der Wohnung schmeißt, wirft diese sich daraufhin vor einen Zug. Françoise’ Schwester Emanuelle schwört Rache. Und die Rache ist eine sehr weibliche Rache die nicht einfach nur aus Blutwurst besteht, denn Emanuelle will Carlo demütigen und erniedrigen, und zwar auf die einzige Art die dieser versteht: Sein chauvinistisch-sexuelles Selbstverständnis soll vernichtet werden, und zwar restlos …

Autor

Maulwurf

Review

Und wieder einmal ein Film, der mich sprach- und fassungslos zurücklässt. Was wurden im Italien der 70-er Jahre mit einfachsten Mitteln nicht für aufregende Filme gedreht. Filme, die Geschichten erzählen, diese mitten in der Gegenwart ansiedeln, und mit glaubhaften Schauspielern überzeugend umsetzen. Filme, die den Film im Kopf des Zuschauers anstoßen und die Geschichte dort weiterspinnen. Filme die beschäftigen, die zum Diskutieren auffordern. Die mühelos Grenzen zwischen den Genres überwinden. Und, das Wichtigste überhaupt, die dabei auch noch unterhalten. Kein kopflastiges Arthouse, sondern Sex, Drogenrausch, Unterwerfung, Boshaftigkeit und Gewalt. Und trotzdem ist FOLTERGARTEN DER SINNLICHKEIT (mein Gott, was für ein schwachsinniger Titel, wobei der Titel der Video-Auswertung, DIE LADY MIT DER PUSSY CAT, den vorhandenen in Bezug auf Idiotie noch toppt …) auch kein Exploiter der nur aus diesen Zutaten besteht, dafür ist ganz einfach zuviel Handlung, zuviel Inhalt vorhanden. Diese ganz besondere Mischung aus Kopf- und Bauchkino, die ist irgendwann in den letzten 30 Kinojahren verloren gegangen. Was für ein Verlust!

 

Ein Grund mehr solche Filme zu loben und zu bewerben. Was haben wir? George Eastman ist ein Ekel wie es im Buche steht. Er darf seinen Prachtkörper öfters in die Kamera halten und ansonsten ist er einfach ein absolutes Oberarschloch. Wer so mit Frauen umgeht hat nichts anderes verdient. Rosemarie Lindt als Sexy Beast, das den Schorsch gehörig scharf macht – während der gefesselt ist und seine Geilheit nicht ausleben darf. George Eastman war halt nicht nur ein hervorragender Drehbuchautor, sondern auch ein verdammt guter Schauspieler, was man hier ausgiebig bewundern kann. Die Annie Edel ist schnuckelig und liebreizend, und die anderen Schauspieler, die ihre Sache durchaus gut machen, sind auch vorhanden. Aber die Umsetzung dieser Geschichte, vor der verblasst so einiges. Was sich Emanuelle alles einfallen lässt für ihre Rache, das ist schon nicht von schlechten Eltern. Und hierfür lässt sich das Drehbuch Zeit. Zeit um tatsächlich alle wesentlichen Figuren einzuführen, vorzustellen, ihnen Tiefe zu geben, und damit die Rache zu plausibilisieren. Zusätzlich kommen noch Rückblenden ins Spiel, welche die Person Françoise charakterisieren, und durch die dort gezeigten Erniedrigungen somit auch der Figur Carlos weitere Tiefe geben. Und gerade wenn man denkt, dass d’Amato den einen Erzählfaden vergessen hat, genau dann holt er ihn (den Faden) wieder raus und bläst zu einem bösen Showdown. Ende gut alles gut? Oh nein, da kommt noch ein Ende, und das ist dann so richtig gemein.

 

Buch und Erzählweise (und die Bilder natürlich auch) sind perfekt so wie sie sind. Weswegen ich mich auch schwer damit tue, den Film einfach als Sleazer zu verurteilen, denn er bietet eben erheblich mehr als nur die oberflächlichen Schauwerte. Im Prinzip ist FOLTERGARTEN zwar ein Rape and Revenge-Film, aber eleganter und tiefgründiger als alles was ich bislang in dem Genre gesehen habe.

 

Das könnte jetzt noch alles so richtig nett erzählt werden, aber nein, d’Amato baut da auch noch Delirien der wilderen Art ein: Emanuelle lädt Gäste ein, die vor dem völlig ausgehungerten Carlo nach Herzenslust schlemmen und es sich gut gehen lassen. Vor Carlos Augen allerdings werden aus den Bratenstücken menschliche Körperteile, und er halluziniert sich eine wilde Orgie mit Sex und Kannibalismus zusammen und verliert darüber fast den Verstand. Diese Bilder gehören zum Intensivsten, was ich die letzten Jahre gesehen habe. Und zum Wahnsinnigsten. Ganz zu schweigen von der Verführung des Mechanikers, der lesbischen Orgie (inklusive Carlos Reaktion), und und und …

 

Es mag seltsam klingen, aber dieser Film bietet wirklich alles was das Herz begehrt: Sex, Dramatik, Anspruch, Drogenrausch, und von allem reichlich. Wer schon immer der Meinung war dass ihm das Leben nicht genug böte, hier kann er seinen niedersten Instinkten intellektuell untermauert Auslauf lassen …

 

Lange Zeit später habe ich dann IN THE FOLDS OF THE FLESH gesehen, der zwar FOLTERGARTEN nicht übertreffen, ihm aber auf jeden Fall das Wasser reichen kann. Wer diese beiden Filme kennt braucht keine bewusstseinserweiternden Drogen mehr …!

Autor

Maulwurf

Veröffentlichungen

Gesehen wurde die DVD von X-NK, die zwar schon ein paar Jährchen auf dem Buckel hat, aber bild- und tontechnisch einen vernünftigen Standard bietet, mal abgesehen von den fehlenden Untertiteln für den vorliegenden italienischen und englischen Ton. Als Extras gibt es einen Schwung HC-Szenen der deutschen Kinoauswertung, ein untertiteltes Interview mit Joe D'Amato, eine Bildergalerie, ein wenig Soundtrack, den deutschen Trailer und eine zusätzliche kurze Bonusszene.

Autor

Maulwurf

Filmplakate

Links

OFDb

IMDb

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