Abrechnung in Veracruz

Italien | Spanien, 1964

Originaltitel:

El sabor de la venganza

Alternativtitel:

Minha Lei é o Gatilho (BRA)

Les trois implacables (FRA)

I tre spietati (ITA)

Los tres implacables (MEX)

Gunfight at High Noon (USA)

Sons of Vengeance (USA)

Three Ruthless Ones (USA)

Deutsche Erstaufführung:

23. Oktober 1964

Inhalt

Drei Brüder, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Jeff ist der Bücherwurm der an das Gesetz und die Gerechtigkeit der Menschen glaubt. Er ist ruhig und überlegt bevor er handelt. Chet ist das genaue Gegenteil, sein Colt sitzt locker und seine Fäuste noch viel mehr. Er ist arrogant und aufbrausend, der typische Schläger dem man in der Disco bzw. im Saloon immer versucht aus dem Weg zu gehen. Der älteste und besonnenste ist Brad, der immer zwischen seinen Brüdern vermitteln und es beiden Recht machen muss. Eines aber eint die drei: Als Kinder mussten sie den Mord an ihrem Vater ansehen, und ihr Hass auf den Mörder ist grenzenlos.

 

Während nun Chet im Lauf der Zeit in die Gesetzlosigkeit abrutscht, und als Schrecken aller Kneipen zwischen hier und dort dem Mörder langsam näher kommt, wird Jeff Sheriff in Veracruz und findet dort ebenfalls die Spur des Mörders. Bloß: Chet schwört auf Selbstjustiz, was Jeff als Gesetzesvertreter natürlich nicht zulassen kann …

Autor

Maulwurf

Review

Was macht man mit so einem Film? Auf der einen Seite ist ABRECHNUNG IN VERACRUZ von den Produktionsländern her immer noch ein Italo-Western, er wurde unter anderem in Almería gedreht, und im Cast sind einige Darsteller der gröberen Gangart versammelt. Aber natürlich sind die Western der Prä-Leone-Ära noch eine ganz andere Hausnummer als die etwa der End-60er, da erzähle ich nichts Neues. Und ebenso ist bekannt, dass bis 1965 auch die ein wenig “derberen“ südeuropäischen Western sich immer noch schwer an den gängigen US-Pferdeopern orientierten. Klar, woran auch sonst? WINNETOU? Nee, das konnten die Deutschen besser …

 

Auf der anderen Seite unterhält der Streifen erstaunlicherweise recht gut, was mehrere Gründe hat. Da wären einmal das hohe Tempo und die ordentlich inszenierten Actionszenen, was aber allem Anschein nach an der um 20 Minuten Handlung erleichterten deutschen Fassung liegen dürfte (siehe unten). Dann natürlich die Settings rund um Almería, Colmenar Viejo und Sesena, welche stimmungsvoll ins Bild gesetzt wurden. Und last but not least die Darsteller: Richard Harrison als Bücherwurm, der bartlos anfangs ausschaut wie Trampas von den LEUTEN VON DER SHILOH-RANCH und im Lauf der Zeit dann mit Schnäuzer und besten Empfehlungen von Django agiert, Harrison also ist mindestens genauso perfekt besetzt wie Claudio Hundari aka Robert Hundar, der mit seinen gefühlten 2 Metern Körpergröße das nötige Gardemaß für einen hitzköpfigen Schlägertypen besitzt. Miguel Palenzuela geht da als dritter Bruder ein wenig unter, dafür kann sich die sardische Aktrice Gloria Milland als Mutter angenehm in Szene setzen. Mit einem relativ schlanken und sympathisch-lustigen Fernando Sancho (der hier auch ein paar Lacher abstauben darf), dem gewohnt soliden Luis Induni und dem ebenfalls gewohnt fiesen José Manuel Martin sind die Nebenrollen ebenfalls ordentlich gecastet. Soweit passt es also schon mal.

 

Nett ist halt auch die Idee mit der Umsetzung der Rache. Wer dann zum Schluss alles draufgeht und was da passiert spoilere ich jetzt bestimmt nicht, aber so ganz 08/15 ist das hier nicht, was gerade zu den Euro-Western aus der ersten Hälfte der 60er-Jahre eine angenehme Abwechslung ist. Als Summe ergibt sich dann ein durchaus zügig inszenierter Western von der Stange mit einigen netten Einfällen, gern gesehenen Schauspielern und ordentlicher Synchro. Gerade aus der Zeit vor Leone sicher einer der besseren welchen, (wobei ich nicht behaupten da alle zu kennen). Und mehr gibt’s da einfach nicht zu schreiben, denn mehr gibt der Film auch gar nicht her. Gute Unterhaltung, mit der man nichts verkehrt machen kann.

Autor

Maulwurf

Veröffentlichungen

Gesehen wurde die VHS von Mike Hunter Video, die durch mehrere Merkmale aus der Masse heraussticht: Zum einen ist das verwendete Master in seinem Leben verdammt oft gerissen und geklebt und gerissen und geklebt worden, bis dann vor allem so um Minute 30 herum die Figuren nur noch einzelne Buchstaben sagen können und ansonsten wild durch die Gegend hüpfen. Zum anderen ist die Version, wie alle verfügbaren deutschen Versionen, um rund 20 Minuten geschnitten. Wenn man nun schnittberichte.com glauben darf (und warum sollte man das nicht?), sind die 20 Minuten weitgehend Dialogszenen, die den Film vor allem mit einem würzen: Langeweile. Bis auf den schwer kastrierten Tod von José Manuel Martin scheint ABRECHNUNG IN VERACRUZ durch die Schnitte an Tempo und Action also eher zu gewinnen.

Autor

Maulwurf

Kommentare (6)

  • Grinder

    Grinder

    17 Juli 2017 um 12:52 |
    Wenn ich mich recht entsinne, läuft die VHS von Magic ca. 4-5 Minuten länger als die Mike Hunter. Dürfte dann zumindest der KF entsprechen.

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  • Maulwurf

    Maulwurf

    19 Juli 2017 um 05:32 |
    Vielen Dank für die Ergänzung, Grinder! Wobei ich mich schon frage ob diese 4-5 Minuten wirklich einen Nährwert haben, wenn ich schnittberichte.com folge. Der (ausführlichere) Tod von José Manuel Martin wird es wohl kaum sein. Ich könnte mir vielleicht vorstellen, dass Magic ein besseres Master mit erheblich weniger Rissen zur Verfügung hatte. Du weißt nicht zufällig mehr über die Unterschiede?

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  • Grinder

    Grinder

    20 Juli 2017 um 10:45 |
    Danke für die Rückmeldung Herr Maulwurf :-)
    Also ich habe beide VHS Varianten daheim, müsste bei Gelegenheit mal nachschauen, ist schon zu lange her, dass ich den Film gesehen habe. Ich meine mich aber zu erinnern, dass Magic ein anderes/besseres Maser verwendet hat.

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  • Tobias Reitmann

    Tobias Reitmann

    18 November 2017 um 13:56 |
    Also wenn die Magic ein anderes/besseres Master hätte, wäre das in der Tat wunderbar. Allerdings mag ich das noch nicht so recht glauben, weil Magic ja öfters die MH/Mondial-Kataloge fast 1:1 (eventuelle Gewaltkürzungen inbegriffen) für's Kaufhaus "gerippt" hatte. Toll wäre es allemal, da die dt. Kinofassung durch ihre Schnitte dennoch extrem stimmig rüberkommt und dadurch ohne viel Langeweile goutierbar ist.

    @ Grinder
    Konntest Du das schon mal prüfen? Würde nämlich auch mich brennend interessieren, da ich ebenfalls nur die MH-Fassung mit den zig Rollenrissen habe.

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  • Grinder

    Grinder

    01 Dezember 2017 um 12:52 |
    Hallo Tobias,
    ich kann bestätigen, dass die MAGIC VHS rund 4 1/2 Minuten länger läuft als die Ausgabe von Mondial/Mike Hunter. Schau mal in der OFDb nach. Die Einträge dort sind korrekt.

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  • Tobias Reitmann

    Tobias Reitmann

    07 Dezember 2017 um 11:00 |
    Danke Dir für die Rückmeldung, Grinder.
    Dann werde ich mal nach der Magic Ausschau halten, denn der Film taugt mir mehr in der kürzern dt. Fassung, so banal das auch klingen mag.

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